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Liebe Sonüsse,
ein spannender Monat ist wieder verflogen wie nichts. Letztes Wochenende war die Taufe meiner Tochter Viola. Die gesamte Verwandtschaft zweier Familien war da, und da alle von weit her gekommen waren (Stuttgart, Tübingen, Osnabrück, Wuppertal und Penzance in Südengland), kamen einige früher und einige blieben länger... Ich hatte es wieder vergessen, wieviel Organisation, Vorbereitung und Arbeit dafür nötig ist.
Jetzt sind sie wieder alle fort und ich habe Zeit für die Bildbesprechung. Bitte denkt auch daran, mir Fotos zur Besprechung zuzuschicken!
Ich hatte mir vorgenommen, über die Wirkung von Dreiecken bei der Bildgestaltung zu sprechen und die ganze Zeit die Augen offen gehalten, aber kein für diesen Zweck geeignetes Bild in der Galerie gefunden. Endlich gestern Abend die Erlösung:
Katriin stelle ein Bild ein mit dem Titel "the rain"
Hier ist es: (Bild 1)
(Link auf alte Club-Sonus Seite)
Es gefiel mir auf Anhieb: Die warme Sepiatonung und der freundliche Gesichtsausdruck vermitteln auf den ersten Blick eine freundliche Grundstimmung, die zum Verweilen einlädt.
Es ist eine natürlich wirkende Straßenszene: eine Frau, die wohl gerade ein wenig spazieren gegangen ist, auf einer regennassen Straße in einer Stadt mit ihrem Schirm. Der Regen scheint sie nicht besonders zu stören. Doch nun kommt der Moment, den wir alle kennen, in dem man sich fragt: "Regnet es noch? - Kann ich den Schirm schon wieder zusammenfalten oder kommen noch immer ein paar Tropfen?". Dieses Testen geschieht mit so einer feinen stimmigen Geste, dass es für jeden Betrachter ohne Zweifel erkennbar ist.
Das Bild weist so viele korrespondierende Linien auf, dass mir das Herz aufgeht. Als Linienpaare aufeinander abgestimmt sind die Armhaltung, die Blickrichtung und der Schirmrand. Ein weiteres Parallelenpaar bilden die Körperhaltung und die Schirmstange. Einfach prachtvoll, natürlich, wie nebenbei, aber vollständig durchkomponiert, so wie ich es mag.
Ein wenig (aber nur eine Winzigkeit) treten die Fahnenstangen aufgrund ihrer Helligkeit hervor (ich berichtete in einer anderen Bildbesprechung über die Dominanz von Helligkeitsanteilen im Bild). Sie lenken den Blick kurz ab auf eine Nebensache, von der man sich aber schnell wieder lösen kann, da sie eindeutig im Unschärfebereich liegt.
Nun aber zum eigentlichen Thema meiner heutigen Bildbesprechung: die Gestaltung mit Dreiecken.
Es gibt einige davon. Oben angefangen bildet der Anschnitt des Schirms ein helles Dreieck. Der ausgestreckte Arm bildet zusammen mit dem Oberkörper den Schenkel eines Dreiecks ohne die Grundlinie, aber die wird ohne Schwierigkeiten vom Gehirn dazu addiert. Zuletzt das kleine Dreieck am linken unteren Bildrand. Hier bildet der Arm die Grundlinie eines Dreiecks dessen Schenkel die Bildränder sind.
Warum sind Dreiecke für die Bildgestaltung so interessant? Zum einen haben sie eine starke Richtungskomponente. Ihre Spitzen können auf bestimmte Bildelemente zeigen und sie damit betonen. Zum anderen haben sie eine Ruhedimension, die von der Grundlinie hervorgerufen wird.
Zweimal bringt diese Grundlinie Ruhe und Entspannung ins Bild: unten das Armdreieck und oben das Schirmdreieck. Sie sind die Gegenlinien zu den klassischen Linien der Bildgestaltung des goldenen Schnittes und verstärken sie mit ihrer gestaltenden Kraft, auf das sie so ihre ganze Wirkung entfalten können.
Bei diesem Foto machen sie noch mehr: Sie bilden eine Diagonale aus, - eine die sich im Kopf bildet: von links unten nach rechts oben diagonal und aufsteigend, - damit nochmals die positive Wirkung des Fotos verstärkend!
Abschließend noch ein Wort zur ein paar technischen Details: ein wenig mehr Licht um die Augenpartie wäre günstig gewesen - und die Körnung ist für die Bildschirmpräsentation ein wenig zu grob, - auf Papier und groß genug ausbelichtet wird es aber seine Wirkung nicht verfehlen.
Liebe Grüße
Henry
Hi, Pingu,
Ich kann lesen, und schreiben, und sprechen Deutsch ))) Aber English für mich besser...Ich habe verstanden alles..Danke!