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Ich habe neulich Urlaub in den Alpen gemacht und natürlich die Chance genutzt und Bilder von entfernten Gipfeln und generell Landschaftsfotos gemacht.
Dabei tauchte bei mir folgende Frage auf. Im Nahbereich vertsellt sich der Fokus ja ständig, wenn die Objektentfernung sich verändert.
Irgendwann ist die Scharfstellung dann im Bereich Unendlich.. Bedeutet das nicht gleichzeitig, dass eine hundertprozentige Scharfstellung dann gar nicht mehr möglich ist?
Zumindest hatte ich dieses Gefühl angestachelt von diesen Gedanken, als ich meine Bilder dann gesichtet habe. Weit entfernte Details (zum Beipsiel Baumwipfel) kam mir wesentlich schwammiger vor, als zum Beipsiel ebenso grpße Details von Haaren auf Portraits, die natürlich nicht im Bereich "Unendlich" geschossen wurden.
Würde mich über Antworten freuen,
Liebe Grüße,
Alex
"Unendlich" als Einstellentfernung ist keine reelle Entfernung im eigentlichen Sinne, sondern ein Zustand – nämlich der, daß parallel (statt divergent) in das Objektiv einfallende Strahlenbündel korrekt auf den Film bzw. Sensor fokussiert werden.
Wenn bei deinen Aufnahmen ("unendlich") weit entfernte Dinge stets schwammig abgebildet werden, so stimmt die Justierung der Unendlicheinstellung bei deiner Kamera und/oder deinem Objektiv nicht richtig – wohl ein Fall für den Kundendienst.
Aber insbesondere bei Weitwinkelobjektiven (bzw. bei Standardzooms in Weitwinkelstellung) läßt die Genauigkeit der automatischen Einstellung auf unendlich oft zu wünschen übrig, auch ohne daß ein Defekt oder eine Fehljustierung vorliegt. Deshalb habe ich mir angewöhnt, die Fokussierung auf unendlich mit Weitwinkeln stets manuell vorzunehmen. Und außerdem ist zu bedenken, daß weit entfernte Details auch schon durch die sog. "Luftperspektive" etwas verschwimmen, was besonders bei Tele-Aufnahmen die praktisch erreichbare Schärfe im Fernbereich beschränkt. Luft ist nun einmal nicht ideal durchsichtig, sondern besitzt eine Dichte und einen optischen Brechungsindex, die nicht immer perfekt konstant über die Entfernung entlang der Sichtlinie sind.
— Olaf
Aber in Wirklichkeit fallen die Strahlen ja nicht parallel ein. Mir ist klar, dass je weiter entfernt ein Objekt ist, diese Näherung immer besser zutrifft. Aber deswegen ja meine Frage, ob das tatsächlich wahrnehmbar ist. Oder ob es eventuell sogar eigene Objektive gibt, die auch noch in dieser Ferne nachfokussieren.
Aber ich habe tatsächlich ein Weitwinkel-Zoomobjektiv benutzt.
Vielleicht ist das der schwerwiegendere Grund dafür.
Danke schonmal für die Antwort!
arcticalex schrieb
> Aber in Wirklichkeit fallen die Strahlen ja nicht parallel ein. Mir ist klar, dass je weiter entfernt ein Objekt ist, diese Näherung immer besser zutrifft. Aber deswegen ja meine Frage, ob das tatsächlich wahrnehmbar ist.
Wenn du die Sache vom Standpunkt eines Mathematikers betrachtest, hast du wohl recht. Nichts, was wir sehen können, ist +wirklich+ unendlich weit entfernt – nicht einmal die Sterne. Doch ab einer gewissen endlichen Entfernung ist der Fehler, der durch die vereinfachende Annahme perfekter Parallelität entsteht, um Größenordnungen geringer als alle möglichen anderen Fehler, die sonst noch so die Bildschärfe beeinträchtigen, wie z. B. Beugung, Verwacklung oder Linsenfehler. Dann läßt sich diese Entfernung (und alle größeren) nicht mehr von unendlich unterscheiden.
Wenn deine Aufnahmen im Unendlich-Bereich unscharf sind, so liegt das jedenfalls nicht daran, daß der Horizont nicht wirklich unendlich weit entfernt war, sondern daran, daß das Objektiv nicht korrekt auf unendlich eingestellt war.
— Olaf
Hallo Olaf,
mein Kompliment für Deinen sachlichen und sehr verständlichen Beitrag.
Zitat: Und außerdem ist zu bedenken, daß weit entfernte Details auch schon durch die sog. "Luftperspektive" etwas verschwimmen, was besonders bei Tele-Aufnahmen die praktisch erreichbare Schärfe im Fernbereich beschränkt. Luft ist nun einmal nicht ideal durchsichtig, sondern besitzt eine Dichte und einen optischen Brechungsindex, die nicht immer perfekt konstant über die Entfernung entlang der Sichtlinie sind.
Deinem zitierten Satz messe ich bei dem Problem die allergrößte Bedeutung zu. Bei uns nahe der Alpen, macht sich dieser Effekt besonders eindrucksvoll sichtbar. Die Tage, an denen wir von hohen Aussichtspunkten, bei mir zum Beispiel der Hohentwiel, 100 km und mehr in die Schweizer Alpen oder auch die elsässischen Vogesen sehen können, sind recht selten. Mit anderen Worten, die Luft ist ein Medium, das relativ stark seine "Durchsichtigkeit" verändert. Ursache ist hauptsächlich die Luftfeuchtigkeit, aber auch Staub kann ganz gravierend auftreten. Das ist ja besonders über Großstädten an der "Dunstglocke" zu beobachten.
Verstärkt wird der Effekt zusätzlich noch durch Wärme. Jeder kennt den Effekt der flimmernden Luft über Asphaltflächen oder ähnlichem.
Mfg: Emil
Hallo,
bitte auch zu bedenken, dass bei den Objektiven die Unendlicheinstellung kurz "vor" dem Ende des Einstellwegs der Skala liegt. Dreht man bei manueller Einstellung über diesen Punkt hinaus bis an den Anschlag weiter, wird das Bild wieder unscharf. Bei warmer Witterung macht sich auch durch das Flimmern der Luft eine gewisse Unschärfe bemerkbar. Sogar herumfliegende Insekten sind bei hellem Hintergrund als vermeintliche Sensorverschmutzungen erkennbar.
vG a550