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Ich bitte im voraus um Entschuldigung, falls diese (Anfänger-)frage schon mal beantwortet wurde...
Ich bearbeite meine (ARW) Bilder mit Photoshop und schärfe eigentlich fast alleein bisschen mit dem Hochpass. Nun will ich einige hochladen bei einem Fotobuchanbieter, um ein Buch zu machen. In der Vorschau sehen die Bilder nun völlig überschärft aus. Wird das im Druck auch so sein? Ist es so, dass auf dem Monitor die Schärfe richtig ist und beim Print nicht? Was muss ich da beachten?
Vielen Dank für alle Tipps und Antworten!
Hallo,
meiner Erfahrung nach wirken die Bilder am PC ehr überschärft als im Print, wenn du mit Hochpass nachschärfst solltest du nur so weit den Regler schieben bis Farbe im Bild zu erkennen ist, in der Regel sollten es nicht mehr als 7 Pixel sein.
Beim selektiven Nachschärfen nutze ich für das Web 90% bei 0,7 Pixeln und für den Print 160% bei 0,7 Pixeln.
LG Jens
Fiordiligi schrieb
> Ich bearbeite meine ARW-Bilder mit Photoshop und schärfe eigentlich fast alle ein bisschen mit dem Hochpass. Nun will ich einige hochladen bei einem Fotobuchanbieter, um ein Buch zu machen. In der Vorschau sehen die Bilder nun völlig überschärft aus. Wird das im Druck auch so sein?
Generell ist eine pauschale Schärfung für alle Aufnahmen keine gute Idee. Denn das richtige Maß hängt von vielen Faktoren ab und ist daher in der Regel verschieden für verschiedene Bilder und verschiedene Verwendungszwecke.
Bis vor ungefähr fünf Jahren war es allgemein akzeptierte Lehrmeinung, daß man ein Digitalbild immer nur einmal nachschärfen dürfe, und das vorzugsweise zum Schluß der Bearbeitung, weil mehrfaches Schärfen zu hoffnungsloser und nicht kontrollierbarer Überschärfung führen würde.
Mittlerweile sieht man das etwas differenzierter. Vor allem Dank der Pionierarbeit von Bruce Fraser (der leider vor fast genau drei Jahren an Krebs starb) schärft man heute in zwei bis drei Phasen.
Die erste Schärfungsphase ist die +Eingangsschärfung+ (engl. "capture sharpening"), die den natürlichen, durch Quantisierung, Bayer-RGB-Farbfilterung und Anti-Interferenz-Filterung hervorgerufenen Schärfeverlust kompensieren soll. Diese wird zu Beginn der Bearbeitung durchgeführt, ihre Parameter hängen von den Umständen der Bilderzeugung (Kamera, Scanner) sowie dem Bildinhalt ab, aber nicht von der zukünftigen Bildausgabe.
Die zweite Phase ist optional, sie heißt +kreative+ oder +gestalterische Schärfung+ (engl. "creative sharpening"). Das wesentliche Merkmal dieser Phase besteht darin, daß die Schärfung lokal angewandt, d. h. nur auf bestimmte Bildteile begrenzt wird. Der Klassiker hier ist die gezielte Nachschärfung der Augenpartie eines Portraits. Auch das nachträgliche Weichzeichnen bestimmter Bildpartien, typischerweise des Hintergrundes, fällt unter den Begriff der kreativen Schärfung – schließlich sind Schärfung und Weichzeichnung nichts als die zwei Seiten ein und derselben Medaille ... ganz ähnlich wie Abwedeln und Nachbelichten bei der Tonwertoptimierung.
Manche Leute finden, kreatives Schärfen zerstöre die Authentizität einer Fotografie und sei daher eine unzulässige oder zumindest unseriöse Manipulation. Ich persönlich finde diese Haltung engstirnig. Aber das muß jeder selber wissen; niemand wird zur Anwendung kreativer Schärfung gezwungen.
Die dritte Phase ist die +Ausgabeschärfung+ (engl. "output sharpening"). Ihre Parameter hängen von der Ausgabegröße und dem Ausgabeverfahren ab, nicht jedoch vom Bildinhalt oder dem Verfahren der ursprünglichen Bilderzeugung. Daher wird ein Bild typischerweise eingangs- und ggf. kreativ geschärft und kommt dann ins Archiv. Für die Ausgabe wird vom archivierten Bild eine Arbeitskopie gezogen und diese dann entsprechend ausgabegeschärft. Für eine weitere Ausgabe auf einem anderen Medium wird eine weitere Kopie vom Original gezogen und wiederum passend ausgabegeschärft. Niemals wird eine Ausgabeschärfung auf das archivierte Original angewandt!
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> Fiordiligi schrieb
> Ist es so, dass auf dem Monitor die Schärfe richtig ist und beim Print nicht? Was muss ich da beachten?
Für die Ausgabeschärfung gilt grundsätzlich, daß Bilder für die Betrachtung am Monitor nur leicht geschärft werden dürfen, für den Tintendruck stärker geschärft werden müssen und für den Vierfarb-Offsetdruck noch stärker. Und für matte Papiere jeweils um einen Hauch stärker als für glänzende Papiere. Das heißt insbesondere, daß ein für den Offsetdruck ausgabefertig geschärftes Bild am Monitor bös überschärft aussehen wird. Es bedeutet außerdem, daß es sehr schwierig, ja fast unmöglich ist, das rechte Maß an Ausgabeschärfung für den Tinten- oder Offsetdruck allein am Monitor festzulegen. Nur wer viel Erfahrung im Umgang mit einem bestimmten Ausgabeverfahren hat, kann u. U. die dazu passende Ausgabeschärfung quasi "im Blindflug" hinkriegen; jeder andere wird eine Reihe von Probeausdrucken anfertigen müssen.
Oder man benutzt ein Schärfungswerkzeug, d. i. in der Regel ein Plug-in für ein Bildbearbeitungsprogramm, welches eine ganze Reihe von mehr oder weniger gut passenden Voreinstellungen für verschiedene typische Ausgabeverfahren bratfertig auf der Pfanne hat und diese auf die jeweilige Bildgröße (in Pixeln) und Ausgabegröße (in Zoll oder Zentimeter) umrechnet.
— Olaf
Die allgemeine Regel um Bilder zu schärfen gibt es nicht. Daher sind Vorgehensweisen wie 'ich schärfe immer mit so und so in der und dieser Stärke' schlechte Ratgeber.
Zu Deiner Frage: In welcher Vorschau sehen die Bilder überschärft aus? Als PDF, im Web oder der Software des Anbieters? Ist die Ansicht auf 100% oder sieht man nur eine verkleinerte Ansicht?
Möchtest Du auch in Zukunft mit diesem Hersteller arbeiten? Wenn ja am besten vorher ein/e Probeexemplar/e mit diversen Einstellungen anfertigen (edit: je Seite eine andere Einstellung z.B.). Das gäbe Dir zumindest einen Anhaltspunkt für weitere Bestellungen und fast wichtiger noch – Vertrauen in Deine Bearbeitung.
Die gekonnte Schärfung von Bildern, optimal auf den folgenden Prozess abgestimmt, bestenfalls in den gesamten Workflow integriert, braucht viel Erfahrung und auch Wissen. Das Wissen kann man sich z.T. mit Fachliteratur (wie angesprochen) aneignen oder man kennt einen Profi, welchem man über die Schulter schauen darf (besser). Erfahrung holst Du, in Deinem Fall, wie oben beschrieben.
Noch was zur Ausgangsschärfung und Offsetdruck. Die richtige Schärfung hängt sehr wohl vom Bildinhalt ab und muss zudem noch auf die Rasterweite oder Rastermodulation abgestimmt sein (FM-Raster). Und es ist mitnichten so, dass ein für Offsetdruck geschärftes Bild am Display «bös» überschärft aussieht. Das ist eine Pauschalaussage welche nicht stimmt.
Viel Glück und Spass mit Deinem Fotobuch
Vielen Dank für die ausführlichen Antworten. Ich sehe schon, das Thema wird mich noch weiter beschäftigen. Bezüglich der angesprochenen Literatur, könnt ihr da konkrete Tipps geben? Und ich hätte wirklich gern jemanden, dem ich über die Schulter schauen darf!!!! Bisher bin ich ausschließlich Autodidaktin und Internet-Lernerin...
Ich will diese Fotobücher für Freunde und Verwandte machen und habe mir einige Anbieter angesehen. Sie bieten alle ähnliche, mäßig handliche Software von Cewe an. Auch preislich sind alle ähnlich, und zwar ziemlich teuer wie ich finde. Zu teuer, um erst mal Experimente zu machen! Habt ihr gute Erfahrungen mit einem Anbieter gemacht?
Hallo Fiordiligi
Ich selbst habe noch keine Erfahrungen mit Fotobüchern bzw. deren Anbieter,
aber Saal-Digital genießt meines Wissens einen hervorragenden Ruf.
Da diese Firma hier im Siegerland beheimatet ist lasse ich meine Papier-Fotos dort ausbelichten
und ich bin begeistert von der Qualität und deren Preise.
Hier der Link zu Saal-Fotobuch: Klick
Fiordiligi schrieb
> Bezüglich der angesprochenen Literatur, könnt ihr da konkrete Tipps geben?
+Das+ Standardwerk zum Thema Schärfung ist "Real-World Image Sharpening" von Bruce Fraser & Jeff Schewe (Peachpit Press). Leider gibt's das nur auf Englisch; eine deutsche Übersetzung ist mir nicht bekannt. Auch sonst wüßte ich kein deutschsprachiges Werk zu diesem Thema ... wenn einer eins kennt, bitte hier Bescheid sagen!
Einige Blicke auf die Anfänge von Bruce Frasers Arbeit (aus denen später oben genanntes Buch hervorgegangen ist) finden sich im Internet hier, hier, hier und hier.
Was die Fotobuch-Software angeht ... wenn die die hochgeladenen Bilder automatisch nachschärfen, dann werden die das – hoffentlich – schon richtig machen. Ein für den Druck korrekt geschärftes Bild sieht am Monitor nun einmal überschärft aus, das ist soweit normal. Erstaunlich finde ich nur, daß sie für die Vorschau am Monitor die ausgabegeschärften Bilder anzeigen ... das ist natürlich blödsinnig und leistet dem Verdacht Vorschub, daß sie vielleicht tatsächlich überschärfen (und die eigentliche Ausgabeschärfung noch obendrauf kommt). Generell sollte man bei so etwas die "Digitaloptimierungen", die die Fotobuch-Software anbietet, immer allesamt abschalten. Lassen sie sich nicht abschalten, dann sollte man einen anderen Anbieter suchen. Und bevor man eine größere Auflage bestellt, sollte man sich vielleicht erst einmal ein Probeexemplar machen lassen.
— Olaf
Ich möchte jetzt erstmal keine Anleitungen zum Thema "Schärfen" hier niederschreiben. Ich habe es auch mal genau so erlebt. Als ich die Bilder in dem Programm des Anbieters geöffnet habe, sahen sie übertrieben überschärft aus. Wenn ich die Bilder im Explorer oder Photoshop betrachtet habe, waren sie wieder normal. Ich habe mich dann doch getraut die Dateien zum Ausbelichten abzuschicken. Gedruckt sahen sie wieder genauso aus wie im Photoshop. Offensichtlich wird für die Vorschauanzeige das Bild auf eine Art komprimiert, dass es dann aussehen lässt, als ob das Bild völlig überschärft wäre (die Kanten im Bild sehen dann schon fast weiß dadurch aus). Das ist allerdings nur in der Vorschau so. Ich bin mir nicht mehr sicher, aber ich glaube, dass es bei mir auch Cewe-Fotobuch gewesen ist.
Trau dich und schick es raus. An sonsten ruf mal die Hotline des Anbieters an. Frag mal ob das normal ist.
LG,
Peter.
Inzwischen ist das Buch fertig. Es ist sehr schön geworden, ich bin mit der Qualität zufrieden. Selbstverständlich habe ich die automatische Bild"optimierung" checkbox nicht angeklickt! Meine leichte Schärfung war letztendlich wohl gerade richtig, auch mein Farbmanagement.
Allerdings lässt der Service (ich glaube aller Cewe Anbieter) zu wünschen übrig. Man bekommt immer nur vorgefertigte Antworten und wird ständig auf dieselben Fenster zurückverwiesen. Der persönliche Support ist gut versteckt und nur per Email erreichbar. (Von wegen Hotline, LOL). Und die Antwort, die ich ich nach ein paar Tagen erhielt, war sehr allgemein gehalten und kaum hilfreich. Da hat sich die Anfrage hier im Forum doch deutlich mehr gelohnt. Ich danke euch allen!