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Hallo Leute,
ich bin ein wenig in einem Zwiespalt: Einerseits gehen mir die ewigen
Rauschdiskussionen (vor allem in anderen Foren) gehörig auf die Nerven,
weil diese oft sehr unsachlich und emotional aufgeladen verlaufen und weil
ich denke, dass die Bedeutung dieses Kriteriums oft maßlos übertrieben wird.
Andererseits hat sich in den letzten Wochen aufgrund von Testergebnissen
von Zeitschriften die Ansicht verbreitet, die Sony Alpha 900 wäre auf diesem Gebiet
schlechter als alle Wettbewerber. Und nun gibt es neue Erkenntnisse, die etwas
ganz anderes aussagen. Und ich denke – nerviges Thema hin oder her – diese
müssen genauso bekannt gemacht werden, wie die vorherigen Falschmeldungen.
Deshalb will ich schweren Herzens doch noch mal auf das Thema eingehen.
Gestern also hatte ich das neue fotoMAGAZIN (März 2009) im Briefkasten.
Im Gegensatz zum Beispiel zur Colorfoto haben sich deren Testergebnisse bisher
immer mit meinen persönlichen Erfahrungen gedeckt, deshalb schenke ich ihnen
mehr Vertrauen als anderen.
Im Rahmen eines Vergleichstests der neuen NIKON D3X (ca. 7.000 Euro Listenpreis)
zu ihren Konkurrenten von Canon und Sony schreibt das fotoMAGAZIN unter der
Überschrift: ‚Achtung Fehlerteufel', dass es beim Test der Sony Alpha 900 zu falschen
Messergebnissen beim Rauschen gekommen war. Ursache für die Falschmessungen
sei, dass der bisherige Labortest mit den hohen Auflösungen der A 900 überfordert
gewesen sei.
Jetzt sind die Ergebnisse nachgetestet und im aktuellen Heft veröffentlicht worden.
Leider werden weiterhin JPG-Dateien getestet, was meines Erachtens bei Kameras
dieser Klasse wenig Sinn ergibt, aber immerhin sind die Falschmessungen nun
korrigiert. Und immerhin gibt fotoMAGAZIN zu, dass die Ergebnisse bei RAW-Dateien
anders aussehen können.
Nach den neuen JPG-Testergebnissen schneidet die Canon 5D Mark II in der
Klasse der Vollformat-DSLRs über 20 MP beim Rauschen am besten ab, allerdings
um den Preis großer Auflösungsverluste bei hohen ISOs durch die Rauschminderung
in der Kamera.
Bei der Rauschwertung landet die Alpha 900 auf Platz 2.
Auffällig ist hier, dass die Auflösungsverluste bei hohen ISOs hier wesentlich
geringer sind. Das deutet darauf hin, dass das Entrauschen in der Kamera
zurückhaltender durchgeführt wird und dass bei nachträglich stärkerem
Entrauschen ähnliche Ergebnisse wie bei der Canon zu erzielen sein könnten.
Tja, und dann ist da noch die Nikon D3X, die einen zumindest sehr ähnlichen
Sensor wie die Alpha 900 verwendet. Bisher ist immer auf Sony eingeprügelt
worden, weil bei der A 900 der gleiche Sensor angeblich viel mehr Rauschen
produzieren würde als bei Nikon. Jetzt zeigt sich, dass das gar nicht der Fall
ist, im Gegenteil. Bei ISO 200 rauschen beide Kameras gleich, bei allen
anderen ISOs ist die Alpha 900 besser, zum Teil sogar erheblich.
Nun bin ich mal gespannt, wie die Leute reagieren, die in den anderen Foren
ihre überzogene Kritik an der Alpha 900 mit den Ergebnissen von Labortests
begründet hatten. Ob sie wohl die Größe haben werden, ihren Irrtum einzugestehen?
Ich kann es mir leider nicht vorstellen.
Hoffentlich verursacht diese Information jetzt keinen Ideologie- oder Markenkrieg.
Mir ging es wie gesagt nur darum, das falsche Negativbild der Alpha 900 in Bezug
auf das Rauschen angemessen zu korrigieren. Dass Vollformat-DSLRs mit
niedrigerer Auflösung das Thema noch besser beherrschen, sollte selbstverständlich
auch klar sein. Aber das ist eben nicht vergleichbar. ‚Different horses for
different courses' würde der Engländer dazu sagen.
Du hast völlig recht, das Thema "Rauschen" wird in der Regel dramatisch überbewertet und viel zuviel Geschrei darum gemacht. Ich vermute, das liegt daran, daß jeder Tölpel das Rauschen finden und beurteilen kann – man braucht ja nur die Monitoransicht eines Fotos auf 100 oder 200 Prozent hochzuziehen und die einzelnen Pixel zu inspizieren.
Um aber die Bildqualität als ganzes zu beurteilen (für die das Rauschen nur ein Faktor von vielen ist), braucht es schon ein Mindestmaß an Übersicht und auch Erfahrung. Entscheidend ist die Qualität, die beim großformatigen Drucken oder Ausbelichten herauskommt. Und da sind die Resultate einer Sony A900 oder A850 nichts weniger als großartig, auch bei hohen Empfindlichkeitseinstellungen.
Das heißt trotzdem nicht, daß ich mich über noch etwas weniger Rauschen nicht freuen würde. Aber natürlich nur, wenn dies nicht zu einem Verlust an Detailreichtum oder einer Verfälschung der Farbwiedergabe führt. Die Leistung der verbesserten Rauschreduktion in Lightroom 3.0 Beta ist da äußerst vielversprechend – deutlich verringertes Farbrauschen praktisch ohne Detailverlust. Das einzige, was verloren geht, ist ein Hauch an Farbsättigung ... damit kann man gut leben.
— Olaf
Warum schon wieder diese Diffarmierung einer Usergruppe als Tölpel?
Ich möchte Sie bitten sich davon in Form einer Entschildigung zu distanzieren!
LG
Henry
Hallo Ulrich,
danke für deinen hilfreichen Beitrag.
Ich bin in diesem Forum ein Neuankömmling, möchte aber als ehemaliger Fotolaborant und -techniker meine Meinung dazu sagen:
Das menschliche Auge ist der allerwichtigste Maßstab in der Fotografie.
Egal ob wir das fertige Bild am Monitor betrachten oder als Print, entscheidet im Endeffekt das Auge (in einem extrem schnellen Prozess der Wahrnehmung und Verarbeitung der optischen Signale im Gehirn) über die Qualität des Endprodukts. Und genau hier entsteht das Problem, denn:
- Wir als Individuen sind bei der Wahrnehmung der Farben unterschiedlich prädestiniert, d.h. die Menschen unterschiedlicher Herkunft z.B. haben auch unterschiedliche Wahrnehmungen von Farben. Ein Rot, das von mir als warm genug empfunden wird, kann von einem Afrikaner als blass empfunden werden.
- Wir werden oft von den sogenannten Output-Geräten (Monitor, Print) getäuscht. Du bist bestimmt mit mir der Meinung, dass mehr als 90% der Monitore nicht kalibriert sind, und wenn sie kalibriert werden, sind sie wieder von Vorlagen abhängig, die wiederum nicht als absolut betrachtet werden können. Die Prints sind noch problematischer. Die Entwicklungslösungen im Fotolabor liefern von heute auf morgen unterschiedliche Ergebnisse, weil sie von vielen Faktoren abhängig sind.
- Die raffinierten Messgeräte in Testlabors können niemals bei der Auswertung von Farbdaten die optische Wahrnehmung des Menschen ersetzen; sie können lange Listen von Werten liefern, sind jedoch, solange wir ein Bild als schön empfinden, eher zweitrangig. Ein weiteres groteskes Problem ist, dass die Druckqualität der Fotozeitschriften niemals den Ansprüchen der Labortests gerecht werden kann, deswegen kann man manchmal den Unterschied zwischen zwei Testbildern kaum erkennen.
Langer Rede kurzer Sinn;
"Was sonst in Ehren stünde
nun ist es worden Sünde"
Ich habe Zeiten erlebt, wo das Rauschen als toll, schick, modern, künstlerisch und "in" empfunden wurde. Heute ist es eine "Sünde".
Genießen wir unsere tollen Kameras und denken wir an neue Motive, die uns und anderen gefallen!
Danke für die Geduld.
Goftar
Das High ISO Rauschen der a900 ist so gut, das man bis ISO 6400 20x30 Abzüge in einer Qualität anfertigen kann, die aus der Ferne kaum von ISO 200 zu unterscheiden sind.
Dazu braucht es keine nachträgliche Entrauschung, geht auch anders. Ich verwende, oder besser gesagt missbrauche bei High ISO die UniWB Technik. Geht ganz einfach. Du stellst auf der a900/850 den Weißabgleich auf 3700K / G9 ein. Das Ergebnis sind schön grünstichige RAWs. Eine Graukarte wird ebenfalls abgelichtet, aber mit exaktem, auf die Lichtquelle abgestimmten Weißabgleich. Das ist die Referenzaufnahme, dazu später mehr.
Wichtig ist nur eins, die Lichter dürfen nicht ausfressen, das kann man dann nur schwer korrigieren. Bei einigen wenigen Motiven kann es knapp werden, aber der große Dynamikumfang der Sony hilft in den meisten Situationen.
Im RAW Konverter wird die Referenzaufnahme, die Graukarte von Grün auf den korrekten Grauwert korrigiert und die Farbänderung auf die grünstichigen High ISO Aufnahmen übernommen. Jetzt passen wieder die Farben, aber das Rauschen, vor allem im roten Farbkanal, ist deutlich sichtbar geringer, als bei normalem Weißabgleich.
Ich verwende den RAW Konverter von Apple, Aperture, der bringt in Verbindung mit der a900 die beste Bildqualität und ein sehr angenehmes kornähnliches Rauschen. Mit der UniWB Methode ist diese Kombi unschlagbar.
Ich hab ein Testbild verlinkt, das wurde mit ISO 6400 aufgenommen, das habe ich auf 6MP skaliert, denn für 20x30 braucht man nicht mehr und so ist die Qualität beim Ausbelichten auf Fotopapier sensationell gut. Kannst du selber ausprobieren und staunen, wie viele Details erhalten bleiben und wie kräftig die Farben bei ISO 6400 sind.
Das Testbild (8MB): http://files.me.com/gollmark/qxzzw6
Hallo Marcus
Interessante Technik die du da vorschlägst, - das werde ich auch mal ausprobieren.
Das Testbild überzeugt!
LG
Henry
Hi,
wie wirkt der Weißabgleich auf RAW - Dateien oder nur mittels eingebetteten JPG? Dachte dies sind "nahezu unbeeinflußte" Aufzeichnungen.
Eine Tabelle aller Einstellungen, welche auf RAW Einfluß nehmen wäre unter diesen Umständen hilfreich.
Gruß aus Wien Martin
Der Bayer Sensor ist ähnlich wie ein Schachbrett mit einem Farbfilter überzogen, der zu 50% aus Grün und zu 25% aus Rot und Blau besteht. Ich schätze, das ist der Grund, warum es mit der UniWB Methode vor allem im roten Kanal weniger stark rauscht. Auch der RAW Konverter spielt eine Rolle, mit Aperture ist der Effekt auffällig stark im Vergleich zu anderen Konverter.
mdb schrieb
> wie wirkt der Weißabgleich auf RAW - Dateien oder nur mittels eingebetteten JPG? Dachte dies sind "nahezu unbeeinflußte" Aufzeichnungen.
Der Weißabgleich findet erst bei der Entwicklung der RAW-Datei statt. Wenn Du mit RAW fotografierst, kannst Du den Weißabgleich nachher verlustfrei ändern. Im Moment der Aufnahme speichert die Kamera nur die gemessene Lichttemperatur, die dann als Voreinstellung vom RAW-Programm verwendet wird.
> Eine Tabelle aller Einstellungen, welche auf RAW Einfluß nehmen wäre unter diesen Umständen hilfreich.
Diese Tabelle ist ziemlich kurz:
Die ISO-Einstellung. 🙂
Auf die RAW-Datei wirken sich indirekt natürlich alle Einstellungen aus die bestimmen, was überhaupt vom Sensor wahrgenommen wird, also Blende, Belichtungszeit, Fokus usw. – aber das ist der ganzen elektronischen Erfassung vorgelagert und deshalb eigentlich ein anderes Thema.
Hi,
wäre ja möglich gewesen, daß gewisse Einstellungen und Workflow wie Marcus schreibt, doch Einfluß nehmen => die beschriebene Vorgangsweise zur Rauschminderung kann eigentlich keinen Einfluß auf RAW und anschließende Konvertierung nehmen.
Ich habe UniWB und normaler WB verglichen, mit unterschiedlichen Konverter. Der Effekt ist bei allen Testaufnahmen im roten Kanal sichtbar. Nur wie stark er ausfällt, ist vom Konverter abhängig. Ich habe keine Erklärung dafür, warum es genau so ist, ich weiß nur das es beliebig wiederholbar funktioniert.